Bis auf den letzten Platz war das Kino Universum in Bramsche am 2. April 2023 ausverkauft. Amal e.V. hatte die ungarische Band Romengo eingeladen, zum Abschluss der Wochen gegen Rassismus und im Vorfeld des Feiertages des Volkes der Roma weltweit am 08.April traditionelle Musik der Roma zu spielen. Im Vorprogramm sangen erst ukrainische Kinder zwei einstudierte Lieder aus ihrem Heimatland. Danach führte Eveleyn Norbert, die Leiterin der Tanzgruppe von Amal e.V., zunächst solo traditionell indischen Tanz auf. Später tanzte sie zusammen mit weiteren Mitgliedern der Tanzgruppe, Elsie und Orchidee aus Burundi, zur Live-Musik der Band Romengo eine einstudierte Choreographie. Das Publikum zeigte schon hier seine Begeisterung mit lautstarken Applaus. Bei lebhaften Liedern, wie auch bei den langsamen Balladen kamen sich Band und Publikum rasch immer näher. Je länger die Musiker aus Ungarn spielten, desto mehr Gäste hielt es dann auch nicht mehr auf den Stühlen. Die Lieder, die die Sängerin Mónika Lakatos in Romanes, der Sprache der Roma, sang, wurden jeweils zuvor von ihrem Ehemann Misi in deutscher Sprache angekündigt und übersetzt. Gegen Ende des Abends war die Party vollkommen: Vor der Bühne tanzte über ein Viertel des Saales ausgelassen mit Teilen der Band. Und auf der Bühne musizierte sogar jemand aus dem Publikum gemeinsam mit den Musikern. Müde vom Tanzen und gerührt von der intensiven Begegnung beglückwünschten sich am Ende Gastgeber, Publikum und Musiker gegenseitig. „Wir freuen uns, dass mit Eurem Besuch in Bramsche unsere „Amal Familie“ gewachsen ist“, bedankte sich Samantha Harms bei Mihály "Mazsi" Rostás von Romengo. Der gab im Namen seinerFamilie den Dank zurück: „Wann immer Euer Weg Euch in unsere Heimat führt, wisst Ihr, dass Ihr dort Freunde habt“. Besser kann ein Abend der Begegnungender Kulturen nicht zuende gehen.
Der Auftritt der Band wurde gefördert durch "Demokratie-Leben, Bramsche"
Hintergrundinformationen zu "Romengo" :
"Romengo aus Budapest steht für einen neuen Klang in der Musik der Sinti und Roma, der Zeugnis von der grossen Vitalität und Dynamik des uralten Erbes ihrer Kultur gibt. Romengo gehören zu den Oláh. Diese Bezeichnung wurde für Vlach-Roma oder Walachen verwendet, die nach dem Ende der türkischen Besetzung im 18. Jhdt. aus den Fürstentümern Moldau und Walachei (heutiges Rumänien) nach Ungarn einwanderten, wo sie Jahrhunderte unter Leibeigenschaft und Versklavung gelitten hatten. Oláh ist der ungarische Ausdruck des Vlach. So wurden im Ungarischen bis in jüngster Vergangenheit die Rumänen als „olah“ und die Italiener als „olasz“ bezeichnet.
Roma haben über alle Zeiten immer Elemente aus ihrer jeweiligen Umgebungskultur in ihre Musik einfliessen lassen, die dann selbstverständlich zu „ihrer“ Musik wurde, als ob diese schon von ihren Vorfahren aus Indien mitgebracht worden wäre. So stellt der kroatische Musikologe Svanibor Pettan fest: “In dem Moment, wo ein Roma ein nicht-Roma Lied spielt, wird dieses Lied zum Roma-Lied.”
Oláh-Gypsies benutzten ursprünglich nur ihre Stimme und Haushaltsgegenstände wie Wasserkannen und Holzlöffel als Instrumente, die von ihrer nomadische Tradition zeugen. Zum traditionellen Repertoire gehören Tanzlieder, die neben dem langsamen lyrischen Lied die wichtigste musikalische Form sind.
In dieser Tradition steht Romengo: die experimentierfreudigen Musiker um die charismatische Sängerin Mónika Lakatos schaffen eigene Kompositionen im Oláh-Stil sowie innovative Interpretationen von Liedern, die von Generation zu Generation in der Familie weitergegeben wurden.
Zum typischen Rhythmus der Milchkannen und zu Mónika Lakatos’ anerkannt gefühls- und kraftvollen Stimme fügen sich virtuos Streichinstrumente und Gitarre und bilden so den Klang der jungen, weltoffenen Generation von Roma Musikern des 21. Jahrhunderts!
Monika Lakatos - Gesang, Tanz
Mihaly „Maszi“ Rostas - Gesang, Gitarre, “Bass-Scat-Gesang”
Janos “Guszti” Lakatos - Milchkanne, “Bass-Scat - Gesang”, Tanz
Misi Kovacs - Geige
Tibor Balog - Cajon"
(zitiert aus klangkosmos-nrw)